Einstieg in’s E-Commerce mit Hilfe durch Amazon und Google – Chance oder Falle für KMUs?

September 2020: Der Handelsverband Deutschland (HDE) startet neue Digitalisierungsprogramme und vertraut dabei auf die Partnerschaft mit Amazon und Google. Wir haben uns die Programme angesehen und fassen die wichtigsten Aspekte zusammen.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) möchte mit zwei Programmen eine neue Initiative in Sachen Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen starten. Dabei handelt es sich um

  1. Quickstart online (zusammen mit Amazon): eine Reihe kostenloserer Online-Trainings zu Fragen des E-Commerce
  2. ZukunftHandel (zusammen mit Google): nach Aussage des HDE handelt es sich dabei um ein „breit angelegtes Digitalisierungsprogramm für den Einzelhandel“

Bei Amazon und Google kann zweifellos niemand die Kompetenz in puncto Digitalisierung in Frage stellen. Die Aktienkurse dieser Giganten des Internet sprechen für sich. Sie erwiesen sich beim Corona-Crash als vergleichsweise robust und konnten sich anschießend als Krisengewinner behaupten. Der E-Commerce boomt insbesondere dann und dort, wo es besonders strenge Lockdown-Regeln gibt. Der stationäre Einzelhandel hingegen steckt in einem Dilemma und die Innenstädte drohen zu veröden. Je mehr Kunden in die Läden strömen, desto größer ist die Gefahr von Ansteckungen. Hinzu kommt, dass Einkaufen mit Maske zur Minderung der Verbreitung der ansteckenden Aerosole nicht wirklich Freude bereitet. Zu erwarten ist, dass auch nach dem Ende der Corona-Krise – etwa über breit angelegte Impf-Programme – der Online-Handel weiter gewinnen wird. Shoppen im Internet ist bequem und bietet die größtmögliche Preistransparenz. Zu überdenken wäre die ökologische Komponente. Bei vielen Produkten zeigen Berechnungen der CO2-Belastung, dass es sinnvoll sein kann diese mittels Logistik-Dienstleister anliefern zu lassen als diese selbst mit dem PKW abzuholen.

Tatsächlich ist es so, dass viele kleine und mittlere Unternehmen die Zeit verschlafen haben und in ihren alten, scheinbar bewährten Geschäftsmodellen verharren. Womöglich war bei manchen der Impuls der Corona-Krise mit Lockdowns hilfreich, um hier neue Gedankengänge zu starten. HDE-Geschäftsführer Stephan Tromp sieht es als dringend erforderlich, an dass sich die Mitglieder seines Verbandes verstärkt mit der Thematik des Handels über das Internet auseinandersetzen.

Es gibt auch Kritik an der Hilfe

Kritiker bemängeln, dass sich der HDE dabei ausgerechnet zwei amerikanische Großkonzerne als Partner herausgesucht haben, die im Ruf stehen, kleine, lokal agierende und stationäre Unternehmen mit ihren Geschäftsmodellen in den Ruin getrieben zu haben. Amazon gilt unter Kritikern als „Totengräber“ des Buchhandels und ist dabei Eigenmarken in den Bereichen Mode, Beauty, Elektronik und Lebensmittel zu entwickeln. Ähnliches gilt für Google. Im Raum steht der Vorwurf mit Google Shopping dem Einzelhandel ein Stück vom Kuchen wegzunehmen. Da inzwischen Flug- und Hotelbuchungen direkt aus den Suchergebnissen möglich sind, könnten diverse Buchungsplattformen überflüssig werden. Es sei zu erwarten, dass die Programme der Internet-Giganten lediglich darauf ausgerichtet seien, deren Angebote zu bewerben, so dass die Einzelhändler am Ende in die Falle gingen.

Online Shop Hilfe für Händler – unser Fazit

Tatsächlich betreiben Amazon und Google die Schulungen nicht ganz selbstlos. Dennoch darf von einem mündigen Bürger und Unternehmer erwartet werden, dass er die kostenlosen Programme kritisch prüft und auch Alternativen in Erwägung zieht. Wer die Programme genauer studiert, stellt fest, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, auch ohne großes Budget im Internet zu agieren. Zu nennen wären Google My Business oder die zahlreichen sozialen Medien, die hier diverse Ansatzpunkte bieten. Natürlich wäre es schön gewesen, auch deutsche Unternehmen wie z.B. Otto oder Zalando ins Boot zu holen. Vielleicht würden dann aber Stimmen laut, warum man nicht besser gleich die Marktführer einbeziehe.